Anzeige

Tageslicht und Farben fördern die Genesung

Stressfaktoren während Spitalaufenthalten und wie sich diese reduzieren lassen, sind Inhalte von vielen Forschungsarbeiten. Ein wichtiger Aspekt ist die Architektur des Gebäudes und damit der Einfall von Tageslicht und die Farbgebung. Ein Gespräch mit dem Architekten Reto Gmür zeigt auf, wie diese gesundheitsfördernden Massnahmen im neuen Bürgerspital Solothurn umgesetzt wurden.

Tageslicht und Farben fördern die Genesung

Neu angeordnetes Zweibettzimmer. Bild: feinerfotografie.ch

Spitalbauten sind das Spezialgebiet von Silvia Gmür Reto Gmür Architekten aus Basel. Reto Gmür ist der Projektleiter in Solothurn und weiss: «Die eigene Spitalerfahrungen meiner Mutter hat sie vor über vierzig Jahren dazu bewogen, sich intensiv mit der gesundheitsfördernden Architektur von Spitälern auseinanderzusetzen. Auf ihrer grossen Erfahrung basiert das Konzept des neuen Bürgerspitals. Bereits in der Startphase war für uns klar, dass Tageslicht und eine frische Farbgebung eine zentrale Rolle spielen werden.» 

Architektur und Kunst – ein gutes Gespann

Das neue Bürgerspital präsentiert sich in einer freundlichen Atmosphäre und mit hellen Grundfarben. Reto Gmür wollte keine sterile Umgebung schaffen und kontaktierte für die passende Farbgebung den Künstler und Farbgestalter Gido Wiederkehr aus Basel. Gmür freut sich: «Es entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit. Der Farbverlauf über die Geschosse, angefangen im Erdgeschoss mit eher kühlem Grün und Blau bis hin zum letzten Stockwerk, das sich in warmem Rot und Orange präsentiert, ist sehr gelungen. Abgerundet wird das angenehme Raumgefühl in den oberen Etagen durch den zeitlosen Holzboden – er verschafft auch einem Spital eine wohnliche Atmosphäre.»

Tageslicht und Farben fördern die Genesung-2
Architekt Reto Gmür: «Das Lichtkonzept spielte bereits in der Planungsphase eine entscheidende Rolle.» Bild: Hanspeter Bärtschi
Tageslicht und Farben fördern die Genesung-3
Raum der Stille – ein Lichtspiel der besonderen Art. Bild: feinerfotografie.ch

Spitalzimmer neu erfunden

Die gängige Möblierung eines Zweibettzimmers ist zwei parallel nebeneinanderstehende Betten – es gibt ein «gutes» und ein «schlechtes» Bett. Diese Anordnung bringt viele Probleme mit sich: Es ist nicht einfach, die Privatsphäre zu wahren, nicht beide Patienten haben eine freie Sicht nach draussen und der persönliche Schrank ist auch nicht optimal positioniert. Silvia und Reto Gmür haben das geändert: «Unser Ziel war es, zwei gleichwertige Plätze zu schaffen. Das ist uns gelungen, indem wir die Betten in einen 90-Grad-Winkel zueinander stellen. So haben beide Patienten einen direkten Blick zum Fenster – auch wenn ein Sichtschutzvorhang angebracht werden muss. Ein weiteres Thema war die Sonneneinstrahlung. Sonnenschein ist gut für das Gemüt und wir wollten nicht, dass sich beim ersten Sonnenstrahl die Fenster automatisch verdunkeln. Mit den an der Fassade seriell angeordneten Betonelementen – sogenannten Brise-Soleil – erreichen wir eine angenehme Verschattung, ohne die Aussicht zu beeinflussen.»

Raum der Stille

Im Raum der Stille wurde ein religionsoffener Bereich geschaffen, der Mitarbeitenden, Patienten und Angehörigen in Momenten von Schicksalsschlägen und schweren Situationen Ruhe bietet. Auch in diesem Rückzugsraum spielt das Licht eine zentrale Rolle. Beim Blick durch die gebrochenen und horizontal aufeinander geschichteten Glasscheiben erfährt man eine Weite, wie wenn man übers Meer schaut. Im Gegenzug projiziert die eintretende Helligkeit ein Lichtspiel an die Wand, das Hoffnung vermittelt. Auch hier ist der Architekt seiner Grundhaltung treu geblieben: «Ein gutes Spital ist ein Spital für den Menschen. Nicht nur für die Patienten, auch für die Mitarbeitenden.»

Getrennte Wege bringen Ruhe und Effizienz

Im Sockelgeschoss, wo sich die Tagesklinik mit dem Untersuchungs- und Behandlungstrakt befindet, überraschen die getrennten Korridorbereiche für Patienten und Mitarbeitende. So wird verhindert, dass Patientinnen und Patienten mit Situationen konfrontiert werden, die belastend sein können: Man sieht weder schwerkranke Menschen, die in Betten zu Behandlungen gebracht werden, noch hört man die Gespräche des Pflegepersonals, wenn sie sich über andere Patienten austauschen. Im Gegenzug können Ärzte und das Pflegepersonal in ihrem Korridor effizient zusammenarbeiten, ohne durch äussere Einflüsse gestört zu werden. Reto Gmür hat eine klare Meinung: «In einem modernen Spital bewegen sich Patientinnen und Patienten ausserhalb der internen Prozesse. Diese getrennten Wege ermöglichen ein höchstes Mass an Diskretion, was für alle Beteiligten nur Vorteile bringt.»
 

«Ein harmonisches Ganzes»

Tageslicht und Farben fördern die Genesung-4

In den oberen Etagen des Bürgerspitals sind die Korridore farbenfroh gestaltet. Für die Ausführung der Malerarbeiten war die Firma Menz AG Luterbach verantwortlich.

Daniel Bertschi, Sie hatten die Projektleitung der Malerarbeiten im Bürgerspital. Welcher Farbton hat Sie persönlich überrascht?

Der Farbton Rot hat mich persönlich überrascht. Ein wirkungsvoller Farbton, welcher jedoch im Zusammenspiel mit den restlichen dezenteren Farbtönen eine harmonische Raumgestaltung ergibt. Der Clou ist jedoch, dass jede Etage ihr eigenes durchdachtes Farbkonzept hat. Dies manifestiert sich in der unterschiedlichen Anordnung der gespritzten Farbtonstreifen und in Nuancen variierender Farbtöne.

Tageslicht und Farben fördern die Genesung-5
Daniel Bertschi Bild: zVg

Was war das Besondere an diesem Projekt?

Da an diesem Objekt viele unterschiedliche Farbtöne eingesetzt wurden, benötigte es eine gute Arbeitsvorbereitung und einen genauen Arbeitsablauf. Die Herausforderung war jedoch auch die Untergrundbeschaffenheit und die Anforderung an unser Anstrichsystem. Die montierten Werkstoffplatten mussten vorgängig bemustert und auf verschiedene technische Anforderungen geprüft werden, um das jetzige Ergebnis zu erhalten.

Allgemein gesprochen: Welche Farben sind momentan im Trend?

Wir stellen eine erhöhte Nachfrage nach dekorativen Tapeten fest. Bei den Farbtönen liegen vermehrt Pastellfarben im Trend. Sie bieten eine Vielfalt von Gestaltungsmöglichkeiten und haben eine harmonische Ausstrahlung. Farbtöne haben unterschiedliche Wirkungen und dadurch auch verschiedene Einsatzmöglichkeiten. (to)

404 - Seite nicht gefunden

Leider ist die gewünschte Seite unter dieser Adresse nicht auffindbar. Bitte versuchen Sie, sie über unsere Suchfunktion zu finden.