Möchte man Hornussen in Worte fassen, kommt man schnell an seine verbale Grenze. Ähnlichkeiten zu Golf, Cricket oder Baseball? Diese Vergleiche greifen nicht so richtig. Denn Hornussen ist völlig anders. Gemeinsamkeiten gibt es höchstens bei den Begriffen Schlagen und Fangen, wobei das Fangen kein richtiges Fangen ist und daher auch «Abtun» heisst. Wir möchten etwas über den Sport erfahren und begeben uns direkt zum Training der HG Grenchen, das jeden Freitag etwas ausserhalb Grenchens stattfindet. Die Spieler zeigen sich sofort extrem offen, gastfreundlich und immer bereit, einem zu zeigen, wie es geht. Zum Beispiel das Schlagen: mit einem 2 bis 3 Meter langen, flexiblen Stecken muss der Nouss, der optisch an einen Eishockeypuck erinnert, so weit wie möglich in Richtung Spielfeld geschlagen werden. Mindestens 100 Meter, sonst gibt es keinen Punkt. Das sieht noch nicht einmal einfach aus. Ist es auch nicht. Es erfordert Kraft, Beweglichkeit und die richtige Technik, damit der Nouss überhaupt getroffen wird, geschweige denn ein paar Meter fliegt. Mein Mann scheint allerdings ein Naturtalent zu sein. Und wird gleich zum weiteren Training eingeladen. «Es ist wie bei jedem Sport: entweder es liegt einem oder nicht», tröstet Christoph Bieri, der seit über 20 Jahren aktiv im Team spielt und letztes Jahr zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Zum Team gehört auch eine Frau. Insgesamt hat der Verein 24 aktive Mitglieder. Der Jüngste ist 14 Jahre alt, der älteste über 60 Jahre. «Daher geht es bei uns auch nicht verbissen zu. Wir möchten den Spass am Sport mit Geselligkeit verbinden», betont Jan Allemann, seit über 10 Jahren im Team ist. «Gewinnen wollen wir aber auch ein bisschen», schmunzelt er. Immerhin spielt das Team in der Nationalliga B.
Hornussen ist ein Sport, der in so gar keine Kategorie passt. Doch genau das macht auch seinen Charme aus. Ein Besuch bei der Hornussergesellschaft Grenchen.
Der Nachwuchs fehlt
Über mehr junge Spielerinnen und Spieler würden sich allerdings alle unheimlich freuen. Die sind leider schwer zu bekommen. «Die Saison geht nur von Februar bis August. Aber viele möchten auch im Winter ihrem Hobby nachgehen», weiss Christoph Bieri. «Zudem ist Fussball immer noch die Nummer eins, zumindest bei den Jungs. Das Interesse an Hornussen ist also nicht so gross.» Das scheint zumindest unser mitgekommener Nachwuchs anders zu sehen und übt fleissig seine Schläge. In einiger Entfernung warten die «Abtuer» auf dem Spielfeld. Mit ihren Schindeln müssen sie die Nousse abwehren, «abtun», was gar nicht so einfach ist, da der Nouss mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 160km/h auf das Spielfeld fliegt. Es versteht sich von selbst, dass die Abtuer Helm tragen. Je weiter der Nouss fliegt, desto mehr Punkte gibt es für den Schläger und seine Mannschaft. Fällt der Nouss innerhalb des Spielfeldes unabgetan auf den Boden, gibt es für die abtuende Mannschaft eine Nummer, einen Strafpunkt. Und das ist gar nicht gut. Denn diese Nummer hat es in sich und kann dafür sorgen, dass die Mannschaft trotz höherer Punktzahl nicht gewinnt.
«Für uns steht der Spass und der Austausch im Vordergrund.»
Christoph Bieri HG Grenchen
Geselligkeit im Mittelpunkt
Der Sport wird in dieser Form einzig in der Schweiz praktiziert und hatte im 17. und 18. Jahrhundert in vielen Gemeinden der Schweiz einen festen Platz bei der Gestaltung der Sonn- und Feiertage. Anscheinend gehörten neben den sportlichen Ergebnissen in dieser Zeit auch immer wieder Raufereien und Trinkgelage dazu, was den Hornussern damals eine gewisse «Wildheit» unterstellte. Geselligkeit und das Beisammensein werden auch heute noch grossgeschrieben, wenn auch deutlich massvoller als damals. Dominique Simonnot
Weitere Informationen www.hg-grenchen.ch